„Natürlicher Lauf der Dinge“

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„Natürlicher Lauf der Dinge“

Helmut F. Kaplan

Katzen fangen Mäuse und jagen Vögel, auch wenn sie diese zum Überleben überhaupt nicht brauchen – weil sie zuhause ohnehin einen vollen Futternapf stehen haben. Natürlich wäre es unsinnig, Katzen dies zum Vorwurf zu machen: sie müssen sich wohl so verhalten. Zumindest können wir ihnen das Gegenteil schlecht beweisen.

Ganz anders der Mensch: Wer wollte schon behaupten, daß er im Restaurant Fleisch bestellen muß! Und denjenigen, der dies behauptete, würden wir wohl nicht als besonders reifes Exemplar unserer Gattung bezeichnen wollen.

Zurück zu Katzen. Die Natur ist weder gut noch schlecht, wohl aber grausam – entsetzlich grausam! Und sobald wir dies erkannt haben und sich die Möglichkeit ergibt, diese Grausamkeit der Natur zu verringern, sollten wir das auch tun. Eben, zum Beispiel, eine Katze daran hindern, eine Maus zu quälen. Der Gewinn für die Maus wird gewiß größer sein als der Verlust für die Katze!

Warum um alles in der Welt sollten wir schließlich ausgerechnet hier nicht in die Natur eingreifen, wo wir dies doch sonst immer und überall tun? Die ganze Kultur ist ein Eingriff in die Natur! Wir haben lediglich da Hemmungen, uns in den „natürlichen Lauf der Dinge“ einzumischen, wo uns die nicht schuldhafte Grausamkeit der Natur an die eigene schuldhafte Grausamkeit zu erinnern droht.