Nobelpreisträger für Tierrechte

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Nobelpreisträger für Tierrechte

Helmut F. Kaplan

Neulich fiel mir eine alte Zeitungsmeldung folgenden Inhalts in die Hände: Nachdem in Bangladesch Wilderer einen jungen Elefanten getötet hatten, verwüsteten dessen überlebende Herdenmitglieder ein ganzes Dorf und schlugen 1000 Bewohner in die Flucht. Einige Tiere bewachten den toten Verwandten und ließen keine Menschen heran. Ein Wildhüter berichtete, daß die trauernden Elefanten Klagegeräusche von sich gaben.

Bei diesem Bericht mußte ich gleich an folgendes Zitat von Elias Canetti denken:

„Es schmerzt mich, daß es nie zu einer Erhebung der Tiere gegen uns kommen wird, der geduldigen Tiere, der Kühe, der Schafe, alles Viehs, das in unsere Hand gegeben ist und ihr nicht entgehen kann. Ich stelle mir vor, wie die Rebellion in einem Schlachthaus ausbricht und von da sich über eine ganze Stadt ergießt ….“

Überhaupt kann die Tierrechtsbewegung auf eine beeindruckende Zahl von Nobelpreisträgern auf ihrer Seite verweisen:

Elfriede Jelinek bekennt sich zum Kampagnentext: „Sowenig Farbige für Weiße oder Frauen für Männer geschaffen wurden, sowenig wurden Tiere für den Menschen geschaffen.“

Und der Literaturnobelpreisträger des Jahres 2003, J. M. Coetzee, ein vehementer Verfechter der Tierrechtsidee, läßt seine Protagonistin Elizabeth Castello sagen: „Es waren die Viehhöfe von Chicago, die die Nazis lehrten, wie man Körper verarbeitet.“

„Im Hinblick auf das Recht zu leben, befinden wir uns … auf derselben Stufe wie die Tiere“, befindet der Dalai Lama. Ob Dichter, Denker oder Wissenschaftler – viele kommen zum Ergebnis, daß der übliche Umgang mit Tieren moralisch nicht zu rechtfertigen ist:

„Es gibt keinen objektiven Grund für die Annahme, daß menschliche Interessen wichtiger seien als tierliche.“ (Bertrand Russell)

„Wer gegen arme, hilflose Mitgeschöpfe, die unter ihm stehen, erbarmungslos gewesen ist, hat kein Recht, wenn er in hilflose Lage kommt, zu einem höher stehenden Wesen zu beten: Herr, erbarme dich meiner!“ (Bertha von Suttner)

„Die Grausamkeit gegen Tiere und auch die Teilnahmslosigkeit gegenüber ihren Leiden ist nach meiner Ansicht eine der schwersten Sünden des Menschengeschlechts.“ (Romain Rolland)

„Die unschuldigen Pflanzen und Tiere sind von Gott in des Menschen Hand gegeben, daß er sie liebe und mit ihnen wie mit schwächeren Geschwistern lebe.“ (Hermann Hesse)

„Unsere Aufgabe ist es, uns selbst zu befreien, indem wir die Sphäre des Mitleids auf alle Lebewesen ausdehnen.“ (Albert Einstein)

„Ethik ist ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung gegen alles, was lebt.“ (Albert Schweitzer)

Das ist schon eine erstaunliche und erfreuliche Liste. Umso mehr, wenn man bedenkt, daß die Mehrzahl der angeführten Personen ihre Aussagen zu einer Zeit machte, als es die Tierrechtsbewegung noch gar nicht gab. Das ist ein unabweisbarer Beleg dafür, daß die beliebte Behauptung, Tierrechte seien eine bloße Modeerscheinung, völlig unsinnig ist. Das Gegenteil ist der Fall: Herausragende Geister haben Richtigkeit und Notwendigkeit von Tierrechten schon lange vor der Tierrechtsbewegung erkannt.

Und Elfriede Jelineks Bekenntnis wirft auch ein Schlaglicht auf einen wichtigen Grund für diese frühzeitige Erkenntnis: die innere Logik der Entwicklung von Ethik und politischem Bewußtsein. Die Ausbeutung und Unterdrückung aufgrund der Spezies ist letztlich genauso willkürlich und falsch wie die Ausbeutung und Unterdrückung aufgrund von Hautfarbe und Geschlecht. Rassismus, Sexismus und Speziesismus befinden sich logisch und ethisch auf der gleichen Ebene – und sind aus dem gleichen Grund falsch: Es sind moralische Diskriminierungen aufgrund moralisch belangloser Merkmale – Hautfarbe, Geschlecht und Artzugehörigkeit.

Viele Nobelpreisträger haben sich überraschend „radikal“ und „provozierend“ geäußert. So auch George Bernard Shaw („Tiere sind meine Freunde … und meine Freunde esse ich nicht“) und Isaac Bashevis Singer („Wo es um Tiere geht, wird jeder zum Nazi; für die Tiere ist jeden Tag Treblinka“). Das sollte auch uns ermutigen, die Verbrechen an Tieren beim Namen zu nennen. Wer schweigt oder schönredet, macht sich schuldig.