Rede auf der Anti-Jagd-Demo am 5. August 2006 in Schliersee anläßlich der Tötung des Bären Bruno

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Rede auf der Anti-Jagd-Demo am 5. August 2006 in Schliersee anläßlich der Tötung des Bären Bruno

Editorische Vorbemerkung: Am 26. Juni 2006 wurde der zweijährige „Problembär Bruno“ nach wochenlanger internationaler Berichterstattung im Spitzingseegebiet in Bayern erschossen. (Siehe dazu Wikipedia: JJ1) Ich distanziere mich ausdrücklich von dem im folgenden abgedruckten Redemanuskript, weil einzelne Passagen oder Formulierungen rechtlich problematisch sein könnten. Die Wiedergabe dient ausschließlich dokumentarischen und historischen Zwecken: Erstens wurde die Rede so gehalten. Zweitens und vor allem veranschaulicht der politisch-revolutionäre Duktus der unter Polizeischutz und -beobachtung gehaltenen Rede m. E. gut den völlig anderen seinerzeitigen politischen Stellenwert und Anspruch der Tierrechtsbewegung. Heute, wo Tierrechte in der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend hinter „Tierwohl“, Bio-Folklore und Vegan-Hype verschwunden sind, würde diese Rede wohl als völlig „aus der Zeit gefallen“ empfunden werden. Helmut F. Kaplan, Dezember 2017

In Deutschland (West) wurde die Todesstrafe 1949 abgeschafft. Für zivilisierte Menschen ist es heute schwer verständlich, daß noch vor einem halben Jahrhundert bei uns Menschen vom Staat umgebracht wurden. Unser Ziel muß es sein, daß es möglichst bald ebenso unverständlich ist, daß der Staat einst unschuldige Tiere wie Bruno umbrachte!

Ich will aber mit meinem Vergleich nicht ungerecht sein. Hinrichtungen von Menschen entsprachen, solange sie durchgeführt wurden, den bestehenden Bestimmungen und verliefen insofern nach Recht und Gesetz. Das kann man nun von der Hinrichtung Brunos überhaupt nicht sagen: Da wurde alles unter den Teppich gekehrt, was heißt gekehrt – GESCHAUFELT:

Zuerst findet man ihn wochenlang angeblich nicht. Sobald er zum Abschuß freigegeben ist, findet man ihn binnen Stunden. Einfangen ist angeblich unmöglich. Betäuben ist angeblich unmöglich.

Kein vernünftiger Mensch glaubt einen solchen Schwachsinn: daß es in einem der technisch fortgeschrittensten Länder der Welt nicht möglich sein sollte, einen Bären zu fangen oder zu betäuben!

Hier wurde gelogen und vertuscht, daß sich die Balken biegen. Hier waren feige Verbrecher am Werk. Nicht umsonst behandelt man die Identität von Brunos Mördern wie ein Staatsgeheimnis!

Was die öffentliche Meinung betrifft, ist die Sache allerdings ganz gut gelaufen: Die Menschen haben kapiert, daß hier ein Verbrechen kaschiert wird. Jetzt müssen wir den Menschen klarmachen, daß dieses Lügen und Leugnen bei der Ermordung Brunos keine Ausnahme war, sondern daß dieses Lügen und Leugnen vielmehr typisch für die GESAMTE Jagd ist!

Jäger sind nämlich nicht nur Berufsmörder, sondern auch Berufslügner! Und Jäger, die keine Lügner sind, also ihre eigenen Lügen glauben, sind Idioten! Was die Jagd auch zu keiner vernünftigeren Sache macht. Die Jagd ist ein absurdes Relikt aus barbarischer Zeit. Und die Gründe, die für die Jagd angeführt werden, sind ein einziges, riesiges Lügengebäude.

Die Jagd ist heute ein grotesker, gigantischer Anachronismus, der keinen Platz hat in einer modernen, aufgeklärten, humanen Gesellschaft. Brunos Mörder gehören ins Museum – als abschreckendes Beispiel für eine grausame, primitive und verlogene Vergangenheit.