Tierrechte, „Haustiere“ und „Nutztiere“

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Tierrechte, „Haustiere“ und „Nutztiere“

Helmut F. Kaplan

Der Kampf für Tierrechte ist eine mühsame Sache. Aber einen großen Vorteil hat das Thema: Alle vernünftigen und moralischen Argumente sprechen FÜR Tierrechte! Der Anlaß für folgende Überlegungen ist ein sehr trauriger und für mich persönlich potentiell vernichtender: der Tod meiner (das Wort drückt kein Besitz-, sondern ein Naheverhältnis aus) Katze Mecky. Sie starb, während ich beim Tierarzt war, um neue Medikamente zu holen – und vorsorglich eine Substanz, die sie schmerzfrei wegdämmern lassen würde.

Die Tendenz der letzten Tage war schon eine recht hoffnungslose: immer weitere Verschlechterung trotz bereits höchster Medikamentendosierung. Aber: In einem ganz ähnlichen Zustand war Mecky schon vor über vier Monaten, wo ihm der Arzt eine Überlebenszeit von ein bis fünf Tagen gab. Entsprechend vorsichtig war ich jetzt natürlich mit dem Erlösungsmittel.

Wir hatten noch eine wunderbare Zeit, von der wir wohl beide wußten, daß sie nicht sehr lange währen würde und wir sie daher nützen müssen. Mecky saß meist den ganzen Tag an meiner Seite, während ich arbeitete.

Und jetzt ist er tot.

Nachdem ich ihn unter dem Bett entdeckt hatte, machte ich einen langen Spaziergang. Ganz in der Nähe werden im Freien ein paar Rinder, Schweine, Hasen und Hühner gehalten. Das ist nicht einmal ein „Bio“-Betrieb, sondern eher ein kleiner Zoo. Allerdings verraten die gelben Marken in den Ohren der Rinder, daß auch diese Tiere für die Ermordung vorgesehen sind.

Da stehe ich also: verzweifelt und zermürbt vom wochenlangen Verfall und Leiden meines geliebten Freundes, für dessen Wohlbefinden ich alles Erdenkliche getan hatte. Und hier vollkommen gesunde Tiere, die mitten im Leben ermordet werden.

Leute kommen vorbei. Bringen den Tieren etwas zum Essen, streicheln sie, reden mit ihnen. Ich denke mir: Was geht in diesen Menschen wohl vor? Fast frage ich schon: „Sind Sie eigentlich Vegetarier?“ Ich lasse es aber. Eine schlechte Situation und Zeit für solche Gespräche.

Aber: Grundsätzlich eine gute Gelegenheit, um für Tierrechte zu sensibilisieren: Es gibt bei uns doch jede Menge Menschen, die Haustiere haben: Hunde, Katzen usw. Wenn es uns gelänge, wenigstens einem Teil dieser Menschen die Augen dafür zu öffnen, daß Hunde und Katzen einerseits und zum Beispiel Schweine andererseits einander sehr, sehr ähnlich sind und daher die völlig unterschiedliche Behandlung dieser Tiere vollkommen irrational und ungerecht ist, dann wäre schon sehr viel gewonnen!

Wenn wir einen nennenswerten Teil der Hunde- und Katzenbesitzer, die ihre Tiere hegen und pflegen, dazu bringen könnten, ihre Wand von Vorurteilen und Fehlinformationen einzureißen, so wäre das ein Riesenschritt in die richtige Richtung – der seinerseits das Potential für weitergehende Bewußtseins- und Verhaltensänderungen in sich bergen würde.

„Bearbeiten“ wir also alle Haustierbesitzer dahingehend, daß ihnen klar wird, daß sie mit ihrer Lebensweise dafür sorgen, daß andere Tiere, die genauso sensibel und liebesbedürftig sind, schrecklich leiden und sinnlos sterben!

Schopenhauer schätzte das Gebet „Mögen alle lebende Wesen von Schmerzen frei bleiben“. Dieser Wunsch ist leider unerfüllbar. Aber Mecky und Millionen anderer „Haustiere“ sind der Beweis dafür, daß ein Leben mit WENIG Leiden sehr wohl möglich ist!

Dies zu realisieren, muß unser aller Ziel sein. Und zwar für ALLE Tiere! Unabhängig davon, ob sie zufällig bei uns wohnen, ob wir sie zufällig kennen, ob wir sie niedlich, süß oder sympathisch finden, ob sie lange oder kurze Beine oder Haare haben, ob sie schwarz, braun oder rosa sind. Tiere sind wie wir leidensfähige Wesen und haben daher wie wir das Recht, rücksichtsvoll und respektvoll behandelt zu werden.