Aufgabe der Tierrechtsbewegung
Helmut F. Kaplan
Die Aufgabe der Tierrechtsbewegung ist eine viel größere und umfassendere, als es deren heutigen Denkern und Akteuren bewußt ist. Aufgabe der Tierrechtsbewegung ist nämlich nicht nur der Kampf gegen die Grausamkeit der Menschen, sondern auch der Kampf gegen die Grausamkeit der Natur.
Es genügt nicht, die Menschen dazu zu bringen, Leiden zu lindern und zu verhindern. Vielmehr muß die Einsicht, daß Leiden etwas Schlechtes ist, auch im Umgang mit der Natur berücksichtigt und umgesetzt werden. Auch die natürlichen Grausamkeiten sind Gegenstand und Gegner der Tierrechtsbewegung.
Haben wir erst einmal erkannt, daß bestimmte „natürliche Impulse“ im Menschen, etwa der zu töten oder zu vergewaltigen, zu überwindende „biologische Altlasten“ in uns sind, so besteht der nächste Schritt darin, auch diese Impulse und Mechanismen selbst zu bekämpfen.
Natürlich können wir die Natur nicht von heute auf morgen vollkommen verändern. Aber wir können versuchen, sie Schritt für Schritt zu verbessern. Wem dies abwegig, irrational oder frevelhaft erscheint, sei daran erinnert, daß wir genau dies seit jeher machen: Wir verändern unsere natürliche Umwelt – um etwa Überschwemmungen zu vermeiden oder um Wüsten fruchtbar zu machen. Wir verändern den Menschen – um ihn etwa gegen Krankheitserreger zu schützen oder um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Wir verändern die Tiere – um etwa deren Milchleistung zu erhöhen oder deren Fleischansatz zu vergrößern.
Wie jeder aus eigener Kenntnis weiß, ließe sich diese Liste von Veränderungen, Eingriffen, Manipulationen – wie auch immer – endlos fortsetzen. Die Umwelt, die Menschen und die Tiere zu verändern, ist für uns absolut nichts Neues. Worum es jetzt geht, ist, diese Veränderungen nicht mehr ausschließlich im Interesse des Menschen vorzunehmen, sondern sie so zu gestalten, daß sie allen leidensfähigen Wesen zugute kommen.