Was haben Grundeinkommen und Tierrechte gemeinsam?
Helmut F. Kaplan
Wenn ich ins Freibad oder auf die Bank gehe, werde ich daran erinnert, daß sich vieles doch zum Besseren wandelt: Die Gültigkeit meiner Jahreskarte prüft ein Automat und für diverse Geldangelegenheiten stehen ebenfalls geeignete Maschinen bereit. Solche Apparate erledigen ihre Aufgaben schneller, besser und billiger als Menschen. Außerdem ersparen sie uns Ärger mit unfähigen oder übelgelaunten Angestellten und diesen ein Leben voll stumpfsinniger Arbeit.
Leider hinkt unsere soziale Intelligenz unserer technischen Intelligenz auf verheerende Weise hinterher. Wir haben es nicht geschafft, aus der erfreulichen Tatsache, daß immer mehr Arbeiten von Automaten erledigt werden, die notwendige Konzequenz zu ziehen: die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse nicht länger an die stets abnehmende Erwerbstätigkeit zu koppeln.
Obwohl es für diese Schlußfolgerung wahrlich keiner intellektuellen Brillanz bedarf, sickert diese Selbstverständlichkeit nur ganz langsam ins gesellschaftliche und politische Bewußtsein durch. Noch schwerer fällt es den Menschen offenkundig, die kolossalen Chancen dieser Entwicklung zu begreifen: seinen Lebensunterhalt nicht mehr „im Schweiße seines Angesichts“ verdienen zu müssen und die Möglichkeit zu bekommen, seine Zeit mit Sinnvollerem als stumpfsinniger Automatentätigkeit zu verbringen.
Eine nicht minder epochale Veränderung zum Besseren bahnt sich in bezug auf unsere Ernährung an: Bis vor kurzem waren wir der irrigen Auffassung – ein historisches und psychologisches Steinzeitrelikt -, daß wir Tiere töten müsssen, um angemessen leben zu können. Heute wissen wir, daß der Konsum tierlicher Produkte nicht nur nicht notwendig ist, sondern daß eine vegane Ernährung sogar viel gesünder ist und obendrein die Umwelt schützt und das Hungerproblem verkleinert.
Und wieder hinkt die soziale Intelligenz entsetzlich hinterher: Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit entsprechender Ernährungsveränderungen dringt nur mit atemberaubender Langsamkeit ins Bewußtsein von Politik und Wirtschaft ein. Dies ist umso tragischer, als wir uns damit nicht nur selber schaden, sondern auch Milliarden von Tieren unnötig ein grauenvolles Leben und Sterben bescheren.
Wie beim Grundeinkommen wären auch hier gründliche Aufklärung und Bewußtseinsbildung erforderlich, anstatt gebetsmühlenartig die alten Irrtümer zu wiederholen und zu propagieren. Das Leben ist sowieso nicht einfach, aber wir machen es uns auch unnötig schwer, indem wir uns starrsinnig weigern, großartige Chancen wahrzunehmen. Einstein hatte schon Recht, wenn er sagte: „Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht sicher.“