Realitätsverleugnung, Zwangs-Optimismus und Denkverbote sind schlechte Ratgeber

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Realitätsverleugnung, Zwangs-Optimismus und Denkverbote sind schlechte Ratgeber

Helmut F. Kaplan

In der Tierrechtsbewegung gibt es so etwas wie ein ungeschriebenes Optimismus-Gebot: Man muß immer an den Erfolg der Bemühungen in Richtung Befreiung der Tiere glauben. Das mag im Umgang mit jenen, die es noch zu überzeugen gilt, ja durchaus sinnvoll sein. Schließlich ist es schwierig, jemanden für eine Sache zu gewinnen, von deren Erfolg man selber nicht überzeugt ist. Aber intern bringt dieses mentale Dauerlächeln und das damit einhergehende Denkverbot bezüglich weniger positiver Zukunftsaussichten große Gefahren mit sich:

Strategisch: Der Zwangs-Optimismus kann dazu führen, daß effektiv erfolglose Methoden viel zu lange angewendet werden, weil ihre Erfolglosigkeit aufgrund der systematischen Wahrnehmungsverzerrung nicht erkannt wird.

Psychologisch: Der Zwangs-Optimismus kann seelisch krank machen, wenn er eine immer stärkere Realitätsverleugnung verlangt. Hinzu kommt: Weil sich niemand über „pessimistische“ Zukunftserwartungen zu reden traut, glaubt jeder, daß nur er sie hat – und fühlt sich doppelt hoffnungslos.

Die verheerenden Folgen von Denkverboten sind ja bei vielen Religionen zu besichtigen, wo das Denken mehr oder weniger durch das Glauben ersetzt wird. Das Ergebnis sind Dogmen und Wahrnehmungen, die mit der Realität immer weniger zu tun haben. Was dies für eine politische Bewegung im allgemeinen, für die Tierrechtsbewegung im besonderen und konkret für die Tiere bedeutet, liegt auf der Hand – eine Katastrophe: Wer die Wirklichkeit nicht mehr richtig wahrnimmt, kann sie auch nicht wirksam verändern.

Möglicherweise bleibt uns momentan auch nicht viel anderes übrig, als zuzusehen, wie sich die Tiermordmaschinerie immer schneller dreht und ihre Akzeptanz immer weiter zunimmt. Vielleicht ergeben sich ja auch wieder neue, bessere Konstellationen und Perspektiven. Das Ertragen der Wahrheit bleibt Voraussetzung für die Veränderung der Wirklichkeit.

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Zur Person: https://tierrechte-kaplan.de/biografie/