„Jäger sind wandelnde Zeitbomben“
Rede im Rahmen der 66. bundesweiten Demonstration »Natur ohne Jagd« am 31. 3. 2007 in München am Marienplatz (Auszug)
Meine Damen und Herren! In letzter Zeit war ja viel von Terror die Rede: Vor dreißig Jahren gab es den „Deutschen Herbst“, Brigitte Mohnhaupt wurde freigelassen, Christian Klar möchte begnadigt werden.
Was ist Terror eigentlich? Laut Duden: „Verbreitung von Angst und Schrecken durch Gewaltaktionen“.
Vom RAF-Terror gibt es zwei verschiedene Lesarten:
– Terror plus irgendwelche Hintergründe oder Zusammenhänge, die diesen Terror irgendwie verstehbar, nachvollziehbar, vielleicht sogar ansatzweise rechtfertigbar machen.
– Reiner Terror, gewöhnlicher Mord. Mord ist laut Duden „vorsätzliche Tötung aus niedrigen Beweggründen“.
Ich verrate Ihnen auch gerne, warum ich dauernd aus dem Duden zitiere: Es soll niemand auf die Idee kommen, daß ich hier Dinge falsch darstellen oder Zusammenhänge konstruieren würde. Ich verwende die Worte so, wie sie im Duden definiert werden. Ich stehe, wenn Sie so wollen, mit beiden Beinen bleischwer auf dem Boden der sprachlichen Konvention!
Zurück zum RAF-Terror: Nachvollziehbare Motive für politischen Protest gab es seinerzeit ja sehr wohl: den Vietnamkrieg, den Schahbesuch, die Erschießung von Benno Ohnesorg, das Attentat auf Rudi Dutschke, an dessen Folgen er später dann auch gestorben ist, usw.
Inwiefern diese und andere Dinge und Aspekte den RAF-Terror irgendwie nachvollziehbar machen und damit vielleicht vom REINEN Terror abheben, vermag ich nicht zu sagen. Was ich aber sagen kann, ist, daß es HEUTE mit Sicherheit eine reine Form des Terrors gibt: den Terror der Jäger gegenüber Tieren!
Und dieser Terror findet in unserer unmittelbaren Umgebung statt. Das ist ja schwer vorstellbar: Wir befinden uns hier mitten im Frieden, aber nur wenige Kilometer entfernt gibt es Mord und Totschlag:
„Nach einem solchen feigen Anschlag auf Unschuldige und Wehrlose herrscht im Wald das blanke Entsetzen und die pure Panik: Kinder suchen verzweifelt ihre Eltern, Eltern suchen verzweifelt ihre Kinder und ein Ende des Massakers ist nicht abzusehen. Haben sich die Jäger erst einmal in ihren Blutrausch hineingesteigert, kennt das Morden keine Grenzen mehr.“
Das war ein Zitat aus meinem Buch „Der Verrat des Menschen an den Tieren“ [2007, S. 44].
Es ist ja, wie gesagt, schwer, sich diesen Terror, den Jäger gegenüber Tieren ausüben, vorzustellen. Ich habe lange nach einem passenden Vergleich gesucht, der diesen Terror veranschaulichen könnte. Stellen Sie sich einen friedlichen Ostersonntag vor, der eine schreckliche Wendung nimmt:
„Die Menschen gehen in die Natur hinaus, man unterhält sich, die Kinder spielen und alle freuen sich über das herrliche Wetter. Und urplötzlich springt ein Terrortrupp aus dem Hinterhalt und richtet ein grauenhaftes Blutbad an. Dieser Vergleich hinkt freilich gewaltig: Für Menschen sind solche Überfälle die extreme Ausnahme, für Tiere sind sie die schreckliche Regel. Und bei Menschen kommt nach einem solchen Überfall die Rettung, um die Verletzten zu versorgen. Bei Tieren kehren die Mörder zurück, um die Überlebenden zu erschießen.“ [Ebenda]
Meine Damen und Herren, erfreulicherweise leben wir nicht in China und auch nicht beim „lupenreinen Demokraten“ Putin. Bei uns herrscht Meinungsfreiheit. Und meine Meinung ist: Jäger sind Terroristen, Mörder und Lügner!
Terroristen, weil sie Angst und Schrecken verbreiten. Mörder, weil sie aus purer Mordlust töten. Und Lügner, weil sie zahllose Lügen für ihr Verhalten vorschieben. Ich zitiere aus der Zeitschrift „Freiheit für Tiere“ [2, 2007, S. 12 f.] aus dem Bekenntnis eines Ex-Jägers:
»Ich habe mich entschlossen, Ihnen einen Brief zu schreiben, den Sie veröffentlichen können, wo immer Sie es wollen. ( … ) Nach 12 Jahren habe ich endlich den Mut aufgebracht, aus der Jägerschaft auszutreten. ( … )
Die Behauptung, dass Jäger Umweltschützer oder Ökologen seien, ist lächerlich, genau so wie die Behauptung, dass die Jäger viele freiwillige Stunden im Jagdbezirk verbringen zum Wohle des Wildes, der Tiere und der Umwelt. Alles, was der Jäger im Jagdbezirk tut, ist mittelbar oder unmittelbar mit der Jagd …, dem Abschuss oder mit dem geselligen Zusammensein verbunden. ( … )
Die so genannten Umweltschutzarbeiten bestehen größtenteils aus dem Aufbau oder Erhalt der Jägerobjekte …. Die verschiedenen Reinigungsaktionen … sind … pure Jägerpropagande. Die Jäger mit ihren Hochsitzen, Fahrzeugen und ihrer Anwesenheit sind die größten Naturschädlinge …! ( … )
Noch lächerlicher ist die Behauptung, dass die Jagd in erster Linie Sorge für das Wild trägt und der Abschuss nur eine ihrer Aktivitäten sei. Das Ziel der Jagd ist die Exekution bzw. Tötung, womöglich der schönsten Tiere als persönliche Trophäe – und nichts anderes. ( … )“
Und dann berichtet dieser Ex-Jäger noch über die vielleicht ungeheuerlichste aller Jäger-Lügen: daß die Jagd vor allem auch ein Samariterdienst an kranken und verletzen Tieren sei. Meine Damen und Herren, was von dieser frivolen Lüge zu halten ist, kann sich jeder selber klarmachen, indem er sich ausmalt, wie es wäre, wenn der Rettungsdienst für Menschen so organisiert wäre wie dieser angebliche Samariterdienst an Tieren!
Stellen Sie sich vor: Sie sind verletzt und rufen die Rettung, aber anstatt eines Rettungsfahrzeuges mit einem Arzt kommt ein Panzer mit einem Erschießungskommando! So sieht der Samariterderdienst der Jäger an Tieren aus!
Resümierend stellt der Ex-Jäger fest: „Die Jägerwelt ist viel schlimmer, als man es sich vorstellen kann.“
( … )
Der Jagd-Terror berührt uns viel unmittelbarer, als wir glauben: Gewalt gegenüber Tieren begünstigt auch Gewalt gegenüber Menschen! Das ist wissenschaftlich erwiesen und mittlerweile ein eigener Forschungsgegenstand. Meine Tochter [Astrid Kaplan] hat dazu eine ganze Dissertation geschrieben: „Zum psychologischen Zusammenhang zwischen der Gewalt gegenüber Tieren und der Gewalt gegenüber Menschen“ [Universität Klagenfurt, 2003].
Jäger sind auch wandelnde Zeitbomben für Menschen! Wer regelmäßig auf unschuldige Tiere schießt, verliert auch sein Mitgefühl gegenüber Menschen! Die Jagd bedeutet eine systematische Entmenschlichung und Verrohung!
Es gibt also viele gute Gründe, die Jagd abzuschaffen und zu verbieten. Je früher, desto besser! Und je mehr Menschen sich dafür einsetzen, desto früher wird dies geschehen!
Beenden wir also diesen Terror gegen Tiere, der Tieren und Menschen nur schadet. Beenden wir diesen Terror, der jeder Vernunft, Moral und Kultur widerspricht.