Appell an Tierrechtlerinnen und Tierrechtler
Helmut F. Kaplan
Unter der Überschrift „Gefährliche Gefühle“ hatte ich vor vielen Jahren den folgenden (hier modifizierten und gekürzten) Appell verfaßt. Angesichts der heutigen Situation erscheint er als hoffnungslos naiv: weil Tierrechte mittlerweile fast vollständig dogmatisiert oder verharmlost wurden (Diskussionsverbote; Spaß- und Mode-Veganismus):
Immer öfter mache ich die Erfahrung, daß „normale“ Menschen gegenüber (neuen) Tierrechts-bezogenen Positionen aufgeschlossener sind, als Tierrechtler gegenüber neuen Tierrechts-Positionen aufgeschlossen sind: Hat sich ein Tierrechtler einmal auf eine bestimmte Haltung festgelegt, ist er kaum mehr davon abzubringen. Da kann man noch so gute Argumente anführen – die Leute hören schlicht nicht zu und wiederholen einfach, woran zu glauben, sie sich einmal entschlossen haben.
Um Identitäts-gefährdenden Umdenkprozessen aus dem Wege zu gehen, neigt man dazu, an einmal erwählten „Wahrheiten“ festzuhalten – auch wenn Fakten und Argumente längst eine andere Sprache sprechen. Diese Tendenz zum Stehenbleiben und Festhalten ist bei dynamischen Prozessen wie den Entwicklungen und Veränderungen im Zusammenhang mit Tierrechten besonders gefährlich. Denn was gestern noch richtig war, kann heute schon falsch sein, und was heute falsch ist, kann morgen schon richtig sein.
Bleiben wir also offen für neue Möglichkeiten und Notwendigkeiten. Das einzige, was zählt, ist das Ziel. Und das Ziel ist die Schaffung einer veganen Gesellschaft.