Die Tierschutz-Lüge
Helmut F. Kaplan
Die Tierschutz-Lüge besteht in der Verniedlichung von Grundsatz-Problemen zu Mengen-Problemen. Die Forderung nach weniger Tierversuchen und weniger Fleischkonsum sind Beispiele hierfür: anstatt zu sagen, daß es falsch ist, Tiere zu foltern und umzubringen, wird gesagt, daß es falsch ist, zuviele Tiere zu foltern und umzubringen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für diese dramatische Verkennung des Wesentlichen ist folgendes Zitat über die Schlachtung von Hühnern:
„Brutal aus den Käfigen herausgerissen, werden sie – Kopf nach unten – in ein laufendes Fließband eingehakt. Der Kopf soll in das Wasserbad eintauchen, um den Stromkreis für die Betäubung zu schließen. Dabei fangen sie wie wild an, sich letztmalig aufzubäumen und mit den Flügeln zu schlagen …. Ein guter Teil der Tiere verfehlt das Wasserbad, weil sie zu klein sind oder gerade den Kopf anheben und kommen somit unbetäubt – gesetzeswidrig – zum automatischen Messer. Wenn sie auch das verfehlen, ereilt sie der unvermeidliche Tod spätestens im Brühbad. Weniger Fleisch essen hilft … den Tieren.“
Hier offenbart sich der ganze Unsinn einer solchen Argumentation des weniger ist gleich besser auf besonders anschauliche Weise: Natürlich ist weniger Fleisch zu essen besser für die Tiere. Aber besser eben nur in dem Sinne, wie auch weniger Vergewaltigungen, weniger Folterungen und weniger Hinrichtungen besser sind. Niemand käme jedoch im Ernst auf die Idee, weniger Vergewaltigungen, weniger Folterungen und weniger Hinrichtungen als Ziel zu formulieren! Und genau das ist der Punkt: Jede Forderung nach Verringerung von Verbrechen muß notwendigerweise mit der Forderung nach Abschaffung dieser Verbrechen verbunden werden. Ohne diese Verknüpfung sind alle „Verbesserungen“ ethisch veranwortungslos und faktisch folgenlos.