Tierrechte: Wunder sind möglich
Helmut F. Kaplan
Ich sage das folgende nicht zum ersten Mal, aber ich denke, es ist wichtig genug, es öfter zu sagen: Egal, wie die „realen“ Chancen für einen „endgültigen“ Erfolg der Tierrechtsbewegung auch immer stehen oder erscheinen mögen – jeder einzelne hat die Pflicht, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um einen Erfolg so wahrscheinlich wie möglich zu machen. Das sind wir, die wir in Freiheit leben, denen, die hinter Gittern ihres schrecklichen Schicksals harren, einfach schuldig.
Und es gibt ja auch noch Wunder! Zum Beispiel, daß wir die Kuba-Krise Anfang der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts überlebt haben, daß wir das Wettrüsten in den 80er Jahren („Doppelbeschluß“) überlebt haben, daß der Fall der Mauer ohne Blutvergießen verlief. Und ein solches Wunder wäre doch auch in bezug auf die Befreiung der Tiere denkbar. Jedenfalls müssen wir alles zu tun, um ein solches Wunder so wahrscheinlich wie möglich zu machen.
Ich denke zum Beispiel an eine Revolutionierung der Lebensmittelproduktion. Aus zwei Gründen sind hier die Erfolgsaussichten besonders groß. Erstens haben wir hier phantastische faktische Voraussetzungen. Denn die Lebensmittelherstellung auf tierlicher Basis, also der Umweg der Ressourcennutzung über den tierlichen Organismus, erweist sich ja immer deutlicher als ökologischer, ökonomischer und medizinischer Wahnsinn. Und zweitens ist hier die Motivlage günstig. Wir sind nicht auf moralische Beweggründe angewiesen, weil es schlicht rationaler und prinzipiell profitabler ist, sich den Produktionsumweg über das Tier zu sparen.
Aber wie auch immer, hier wie überall gilt: Welchen Erfolg unsere Anstrengungen letztlich haben, sollte uns anfangs nicht kümmern. Denn erstens sind kleine Erfolge besser als keine Erfolge. Und zweitens können auch kleine Veränderungen am Ende Großes bewirken.