Systemimmanente Gewalt gegen Tiere
Helmut F. Kaplan
Was Realisten nie bezweifelten, ist nach den Folterskandalen in Guantanamo und Abu Ghraib Allgemeinwissen: Kriegsverbrechen sind nicht etwas, das irgendwann nach dem Vietnamkrieg aufhörte zu existieren, sondern im Krieg und beim Militär kommt es LAUFEND zu Übergriffen, zu Gewaltexzessen, zu Dingen, „die eigentlich nicht passieren dürften“.
In den „Salzburger Nachrichten“ vom 24. Mai 2004 berichtet ein ehemaliger amerikanischer Unteroffizier über zahlreiche Grausamkeiten, die die US-Armee während des Irakkrieges an Zivilisten verübte. So habe seine Einheit einmal auf zehn Demonstranten gefeuert, nur weil in der Ferne ein Schuß zu hören war. Dabei seien neun Demonstranten umgekommen, dem zehnten wurde ein halber Fuß weggerissen. „Er humpelte weg und zog seinen Fuß hinter sich her. Wir haben alle gelacht und gejubelt.“
Nach dem Skandal um die „Geiselbefreiungen“ bei der deutschen Bundeswehr und beim österreichischen Bundesheer wird von Experten freimütig zugegeben, daß es solche Vorfälle zu allen Zeiten in allen Heeren gegeben hat.
Soweit so schlimm. Diese Thematik hat aber noch eine weitere unabweisbare Konsequenz: Das Wissen um solche Vorfälle erlaubt keinerlei Zweifel darüber, daß das, was mit Tieren in Schlachthöfen passiert, in seiner Grauenhaftigkeit überhaupt nicht vorstellbar ist. Denn zum gewalttätigen, verrohten und verrohenden Umfeld kommen hier noch weitere enthemmende Faktoren hinzu: Das Umbringen der Opfer ist kein Unfall oder Versehen, sondern von vornherein bezweckt. Und die Opfer werden nicht verbotenerweise ihrer Rechte beraubt, sondern von vornherein als rechtlos betrachtet und behandelt.