Weihnachten: Fest der Verlogenheit
Helmut F. Kaplan
Heiliger Abend: Friede, Freude, Festlichkeit – und: Verlogenheit. Unerträgliche, unübertroffene, grauenvolle Verlogenheit. Man feiert, man singt, man ist zu Tränen gerührt, bei einem Fest, das vor allem eines ist: ein unermeßliches Massaker für alle, die keine Menschen sind.
Seit Wochen liefen die Förderbänder der Schlachthäuser auf Hochtouren. Und es hat sich gelohnt: Für die besinnlichste Feier des Jahres stehen rechtzeitig alle Leichen zur Schändung bereit.
Anstatt uns damit abzufinden, daß Weihnachten das Fest der Lüge und Verlogenheit ist, sollten wir Weihnachten zum Fest der Wahrheit machen. Und nichts ist einfacher als das, weil sich die Wahrheit buchstäblich vor unserer Nase befindet – auf dem Teller: „Für einen Bissen Fleisch nehmen wir einem Tier die Sonne und das Licht und das bißchen Leben und Zeit, an dem sich zu erfreuen seine Bestimmung gewesen wäre.“ (Plutarch)