Wozu Tierrechtsphilosophie?
Helmut F. Kaplan
„Alles wird wieder gut“, beruhigen wir uns und andere gerne, wenn wir enttäuscht sind oder Probleme haben oder nicht einschlafen können. „Alles wird wieder gut: Ist es momentan auch schwer, letztlich wird doch alles wieder gut werden.“
Für Tiere wird nichts wieder gut. Alles ist schlecht, wird immer schlimmer und endet noch schrecklicher als befürchtet: auf dem Todestransport, am Schlachthofboden, im Folterstuhl. Wir haben die Welt in eine Hölle für Tiere verwandelt. Keine Phantasie, und sei sie noch so krank, die wir an Tieren nicht längst realisiert hätten: Tierkinder werden vor den Augen ihrer Eltern abgeschlachtet, Vegetarier werden gezwungen, ihre Verwandten aufzuessen, Katzen werden die Augen zugenäht, Affen wird der Kopf abgesägt, Hunde werden bei lebendigem Leib verbrannt und und und.
Jeder, der sich zu IRGENDEINER Moral bekennt, muß diese Verbrechen, die JEDER Moral widersprechen, verurteilen und bekämpfen. Tiere brauchen Rechte. Moralische Rechte und juristische Rechte. Denn nur dann kann ihr schreckliches Schicksal verbessert werden.
Aber allen menschlichen Handlungen in Richtung Tierrechte gehen Veränderungen IN den Menschen voraus. Bevor Menschen beispielsweise aufhören, Tiere zu essen, müssen sie entsprechend informiert, aufgeklärt und eingestimmt werden. Bevor Menschen tierfreundlich handeln, müssen ihre Herzen und Hirne erreicht werden. Erst dann verändern sie ihr Leben, organisieren sich in Vereinen und engagieren sich in Parteien.
Deshalb ist die verbreitete Auffassung, daß es ausschließlich auf die Praxis ankäme und Philosophie und Ethik überflüssiger Luxus seien, ein verhängnisvoller Irrtum. In Wirklichkeit sind Philosophie und Ethik nämlich die VORAUSSETZUNG für die Praxis!
Allerdings bedürfen die philosophischen und ethischen Grundlagen der Tierrechtsbewegung eines Transformationsprozesses: Zuerst müssen die Fakten und Argumente auf wissenschaftlicher Ebene erarbeitet werden, dann müssen sie fachlich fundiert, aber allgemeinverständlich den Menschen nähergebracht werden und erst dann erfolgen die entsprechenden Handlungen und Aktionen, die zu realen Veränderungen in der wirklichen Welt führen.