Zwei Fragen an den umstrittenen Aktions-Künstler Hermann Nitsch
Helmut F. Kaplan
Hermann Nitsch erregte bei Tierschützern vor allem 1998 Aufmerksamkeit und Ärger durch sein Sechs-Tage-Spiel im niederösterreichischen Prinzendorf, in dessen Verlauf er drei Stiere schlachten ließ. Dabei ging es ihm, wenn ich seine Erläuterungen dazu richtig verstehe, nicht um vordergründige Effekthascherei oder gar um Verherrlichung von Gewalt, sondern vielmehr allgemein um ein Bewußtmachen der Grausamkeit und Abgründigkeit des Daseins und im besonderen um ein Bewußtmachen dessen, was wir Tieren in Tierfabriken und Schlachthäusern antun.
Nun gehöre ich gewiß nicht zu jenen, die Nitsch aufgrund eines naiv, romantisch oder reaktionär eingeschränkten Kunstbegriffs kritisieren. Aber Kunst, die beansprucht, im weitesten Sinne bewußtseinsbildend und aufklärend zu sein, kommt nicht umhin, bestimmte ethische und psychologische Rahmenbedingungen und Wirkfaktoren zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund sind meine Fragen an Nitsch zu verstehen.
1998 erklärte er, daß er mit den Tierschützern, die ihn ob seiner öffentlichen Tierschlachtungen kritisierten, in Wirklichkeit einer Meinung sei, daß diese aber nicht so naiv sein sollten zu glauben, daß man das Fleischessen über Nacht abschaffen könne. Außerdem würden keine zusätzlichen Tiere geschlachtet, sondern lediglich der Ort des Schlachtens vom Schlachthof in den Schloßhof verlegt.
Dazu nun meine beiden Fragen an Hermann Nitsch:
Würden Sie es auch bei zum Tode verurteilten Menschen gutheißen, die Hinrichtung in den Schloßhof zu verlegen und im Rahmen eines Volksfestes durchzuführen?
Glauben Sie, daß dies ein wirkungsvoller Beitrag zur Abschaffung der Todesstrafe wäre?
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